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Weitgereist und erdverbunden

Dr. Andreas Weier ist der neue Entwicklungschef beim Detmolder Systembaustoffhersteller SCHOMBURG

Der Blick auf die vielen Stationen im Lebenslauf von Dr. Andreas Weier lässt eine gewisse Ruhelosigkeit erwarten. Im persönlichen Gespräch zeigt sich die vermeintliche Rastlosigkeit schnell als Antriebsstärke. Andreas Weier, der neue Entwicklungschef des Detmolder Systembaustoffherstellers SCHOMBURG, hat schon an vielen Orten auf der Welt gearbeitet. Neben exotischen Plätzen wie Singapur, Shanghai und Irvine (Kalifornien) finden sich ebenso bodenständige Namen wie Essen, Trostberg oder Stuehlingen – und jetzt eben Detmold. Immer im Gepäck hatte der 59-Jährige Neugier und die Angewohnheit, „merkwürdige Fragen zu stellen, die dann am Ende doch nicht so doof sind.“

Der promovierte Chemiker Weier leitet seit März 2020 die Entwicklungsabteilung mit 20 Mitarbeitern. Der offizielle Titel lautet „Head of CTA/R&D“, inoffiziell bezeichnet er sich selbst als „engagierten Zuhörer“. Er sieht sich als Mittler zwischen Forschung, Entwicklung, Management und nicht zuletzt dem Kundeninteresse. Denn: „In meinem Job muss man klar zwischen Invention und Innovation unterscheiden. Das eine ist eine tolle Idee, aber erst mit dem anderen kann man Geld verdienen.“

Und um das für das Unternehmen zu tun, muss er viele Rollen unter einen Hut bringen. Zunächst ist da natürlich die des Wissenschaftlers, für mindestens ebenso wichtig hält er aber auch die Rolle des Managers und des Mediators zwischen Interessen und Kulturen. Und ja, auch die Rolle des Erfinders füllt Weier aus. Wie viele Patente er angemeldet hat? Da hat Weier selbst zu zählen aufgehört. Es müssen wohl bestimmt über 30 Patentfamilien sein – die genaue Zahl findet der Chemiker nicht so wichtig.

Wichtiger findet er, dass eine Erfindung oder dann eben ein Patent eine Lösung bietet und für das Unternehmen wie den späteren Kunden und Anwender wertschaffend ist. Er hält es für essenziell, dass für ein finales marktfähiges Produkt alle Glieder der Kette von Bedeutung sind: „In einem Unternehmen gibt es keine unwichtige Funktion – nur wenn alle Funktionen wie z.B. Einkauf, Produktion, Entwicklung, Produktmanagement, Vertrieb, Logistik und Marketing Hand in Hand funktionieren, dann erreichen wir unsere optimale Leistungsfähigkeit beim Kunden.“

Diese Leistungsfähigkeit wird natürlich aktuell auf eine Probe gestellt. Weier ist in einer herausfordernden Zeit zu SCHOMBURG gekommen. „Die Störung der Rahmenbedingungen durch Corona ist erstaunlich – das habe ich in den vergangenen 35 Jahren nicht erlebt.“ Die Herausforderung seiner Abteilung besteht nun darin, die Leistungen „krisensicher“ zu machen. Sprich, trotz aller Einschränkungen und notwendiger Abstandsregeln entwicklungsfähig zu bleiben und die bewährte Qualität auch angesichts sich verändernder Lieferketten zu garantieren. Denn: „Unsere Laborarbeit lässt sich leider nur bedingt aus dem Homeoffice erledigen.“

Trotz Corona drängt Weier aber auch darauf, die anderen Fragestellungen moderner Systembaustofflösungen nicht zu vergessen. Eine davon ist Radon, die unsichtbare Gefahr aus der Erde. Neben Kosteneffizienz und Qualitätsansprüchen wird auch ein weiterer Aspekt immer wichtiger: die Produktionsethik. Weier sieht Produzenten generell in der Pflicht, den ökologischen Fußabdruck der Produkte im Auge zu haben und zum Beispiel besonders auf Regionalität zu setzen. Das sind nach Weier Werte, die auch von Kundenseite immer stärker nachgefragt werden.

Bleibt bei all diesen Herausforderungen noch Raum für Privates? Ja, denn Weier weiß dies geschickt zu verbinden. Reisen ist nach wie vor seine große Leidenschaft, er bleibt also Globetrotter. Und auch in der Freizeit spielt die Chemie eine nicht unbedeutende Rolle. Weier hat ein Faible für Whisky, ihn fasziniert, was menschliches Können und Leidenschaft aus verschiedenen simplen Zutaten wie Gerste, Hefe, Wasser und guter Lagerung alles zustande bringen. Aber auch hier ist Weier nicht nur kühler Analytiker, sondern ihn interessiert das Drumherum ebenso: „Wichtig ist es mir, den Whisky mit anderen zu genießen und gute Gespräche zu führen. Dann kann ich mich manchmal sehr lange an einem einzigen Glas festhalten.“