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„Digitalisierung ist bodenständig“

Ein Interview mit Thomas Müller, Leiter Marketing und digitale Transformation, über den Wandel beim Detmolder Unternehmen SCHOMBURG

Thomas Müller, Jahrgang 1968, ist seit November 2018 Leiter Marketing und digitale Transformation beim Detmolder Systembaustoffhersteller SCHOMBURG. Als Digitalisierungsexperte hilft er dem Unternehmen, bei der digitalen Transformation im Baustoffbereich vorne mit dabei zu sein. Im Interview spricht er über Technisches wie Produktinformationssysteme und CRM – und darüber, warum der Spaß dabei nicht auf der Strecke bleibt.

Herr Müller, der Begriff Digitalisierung: Passt der nicht eher zu einem hippen Start-up in Berlin als zu einem fest in Detmold verwurzelten Baustoffhersteller?

Und da fängt es doch schon an – sowohl Digitalisierung als auch Baustoff scheinen doch einem groben Vorurteil zu unterliegen. Nur, weil sich ein Unternehmen mit handfesten Dingen wie Bauchemie beschäftigt, muss es nicht altmodisch sein. Und nur, weil ein Smartphone oder eine App mit ins Spiel kommt, muss es nicht gleich um Fun und Games gehen. Unsere Mission ist es, für die Bauchemie und ihre Verarbeiter das Beste aus der digitalen Welt herauszuholen. Das ist absolut bodenständig. Und ich bin im Übrigen überhaupt nicht der Meinung, dass sich Bauchemie und Innovation ausschließen. Denn für einen Premiumanbieter wie SCHOMBURG ist es ja wichtig, immer die sichere Lösung für den Kunden zu haben. Ohne Innovationen wäre das aussichtslos.

Wo können denn Baustoffhersteller von der Digitalisierung profitieren?

In der Branche sind gerade Themen wie Building Information Modeling, BIM, oder Prozessintegration ein großes Thema. Aber bei SCHOMBURG denken wir nicht aus der Ego-Perspektive, sondern aus Kundensicht. Unsere zentrale Frage lautet: Wie können wir dem Verarbeiter, dem Planer, unseren Handelspartnern und auch dem Vertrieb das Leben leichter machen. Diese Menschen müssen mit SCHOMBURG arbeiten wollen. Und dazu haben wir die passenden digitalen Projekte geschaffen. Ganz gemäß unseres Claims „Sicher die Lösung“.

Die wären?

Im Wesentlichen geht es um Information, Organisation und Kommunikation. Mit einer digitalen Informationsoffensive wollen wir noch gezielter unsere Zielgruppen erreichen. Über spezifische Microsites wie etwa www.aquafin.de oder www.betocrete.com liefern wir multimediale Inhalte und Hintergrundinformationen für den Verarbeiter. Nicht nur Produktinformationen, sondern auch Alltagstipps und Planungshinweise mit vielen Abbildungen. Wo es Sinn macht, gibt es auch Videos zum Abruf. Unser Slogan „Sicher die Lösung“ muss auch digital gelten – und Mehrwert für unsere Partner bringen, etwa durch digitalen Support. Organisation bedeutet für uns, dass wir mit Microsoft Dynamics ein schlagkräftiges CRM-System einführen, das uns den Kunden und seine Bedürfnisse immer besser kennenlernen lässt. Nur so können wir Mehrwerte für ihn entwickeln, die uns gemeinsamen Markterfolg bringen. Und Kommunikation heißt, dass wir etwa mit Microsoft 365 Kollaborationsnetzwerke etablieren, unsere internen Abläufe weiter optimieren und so auch von Dingen wie etwa agilem Projektmanagement profitieren können.

Und der Handel?

Der Handel ist natürlich einer unserer wichtigsten Partner. Er profitiert durch ein modernes Produktinformationsmanagement, PIM, das die leistungsfähige Schnittstelle zwischen uns als Hersteller und unserem Partner, dem Handel, ist. Es wird national wie international eingesetzt, bringt eine deutlich höhere Datenqualität als bislang genutzte Systeme, ist vor allem wesentlich aktueller und unterstützt Automatisierungsprozesse. Und das zählt am Ende: Aktualität und Qualität.

Sie haben eingangs davon gesprochen, dass es bei Digitalisierung nicht immer um Spaß geht, sondern bevorzugt um Business. Also ist die Digitalisierung bei SCHOMBURG eine ernste Sache?

Wir bei SCHOMBURG gehen die Digitalisierung ernsthaft an – wie andere Unternehmen, die sich als Premiumanbieter positionieren. Alles andere wäre fahrlässig. Dennoch darf der Spaß dabei nicht auf der Strecke bleiben. Der Spaß entsteht zum Beispiel durch das Ausprobieren neuer, digitaler Tools oder Kommunikationsmaßnahmen. Digitalisierung erleichtert nicht nur unsere Interaktion mit Zielgruppen, Partnern und im Unternehmen, sondern bringt auch Leichtigkeit mit. Unser Umgang wird persönlicher und direkter, und wir können multimedial ganz anders auftreten. Nehmen Sie Anne Heidrich, unsere Markenbotschafterin für das Fliesensegment, als Beispiel. Sie zeigt in ihrem Fliesenblog für SCHOMBURG, dass Fliesenlegen innovativ und modern sein kann – ein idealer Ausbildungsberuf. Oder nehmen Sie unsere App „Frag Albert“, die nun schon bald in einer aktualisierten Version an den Start geht. Informationen am Smartphone oder Tablet jederzeit, überall und multimedial – auf jeder Baustelle. Das macht absolut Spaß!

Der gute alte Planerordner hat also ausgedient?

Veränderung heißt ja nicht automatisch, dass man alles Bewährte krampfhaft über den Haufen werfen muss. Unser Planerordner zum wichtigen Thema Bauwerksabdichtungen ist gerade jetzt wieder in aktualisierter Form erschienen – gedruckt. Aber auch da spürt man die Digitalisierung deutlich. Wo Papier nicht ausreicht, um etwa einen komplexen Arbeitsschritt ausreichend zu erklären, gibt es eben den digitalen Pfad zum Multimediainhalt auf der Website oder per QR-Code zur App. Damit ergänzt sich das Digitale mit dem Traditionellen. Und hier zeigt sich an einem ganz konkreten Beispiel sehr schön, dass Digitalisierung eben gerade für den Baustoff ein ultimativer Gewinn ist.

Herr Müller, vielen Dank für das Gespräch.