Die Zukunft des Gebäudebestandes nach 1945 Nachdem das Bauen im Bestand überwiegend historische Gebäude, also Gebäude, die vor 1900 errichtet wurden betraf, tritt nun die Frage in das öffentliche Bewusstsein, wie wir mit den Gebäuden der klassischen Moderne und insbesondere den Nachkriegsbauten umgehen. Diese Gebäude haben überwiegend - selbst wenn sie unter Denkmalschutz stehen - keine öffentliche Wertschätzung als Kulturgut. Somit fallen sie schnell dem Abriss zum Opfer, oftmals zugunsten von Neubauten, Rekonstruktionen oder Historismen. Sowohl in unserer Gesellschaft als auch in der Fachöffentlichkeit fehlt die Lobby für den Erhalt dieser Gebäude. Ihre Architektur gilt als Ausdruck unzeitgemäßen Städtebaus, da sie sich nicht in den historischen Stadtgrundriss integrieren, einer nicht zu vermittelnden Gestaltqualität (liegende Alu-Fenster, Waschbetonfassade), einer schlechten Bauqualität (neuzeitliche Baukonstruktionen, Flachdächer, Glasfassaden etc.) und inakzeptablen Energiekennwerten (Wärmebrücken, Dämmqualität). Demnach werden sie nicht als Kulturgut betrachtet, sondern nur als hässliche Nachkriegsbauten und bedienen nicht die emotionalen Werte, die die Öffentlichkeit von einem Gebäude erwartet. Erst in jüngster Zeit beginnt sich die Erkenntnis durchzusetzen, dass die Gebäude der Nachkriegszeit es wert sind näher betrachtet zu werden und über die Möglichkeiten ihres Erhalts nachzudenken. Gründe dafür lassen sich viele finden: Als Kulturgut sind sie Ausdruck einer bestimmten Zeitepoche. Die zeitliche Nähe zu dieser Epoche erlaubt allerdings keine objektive oder auch nur emotionale Bewertung, andere Generationen sehen diese Gebäude möglicherweise in einem ganz anderen Licht. Es gibt zu viele Gebäude dieser Epoche, als dass man alle abreißen könnte, man denke allein an die vielen Schulen, Büros und Wohngebäude. Die Offenheit der Skelettbauweise eröffnet die Möglichkeit der problemlosen Umnutzung. Auch im Sinne der Nachhaltigkeit muss ein Erhalt geprüft werden: Abriss und Neubau verbrauchen möglicherweise ein Vielfaches an Primärenergie. Anhand einzelner Gebäudetypologien soll dargestellt werden, wie ein Gebäude unter diesen Aspekten zu bewerten ist und welche Strategien des Erhaltes zu finden sind. Enno Schneider